Warum trägt man Schmuck?
Der junge Vater lässt seiner Frau zum ersten Kind einen wertvollen Turmalinring fertigen – kleine Geschichten vom Hofjuwelier am Marienplatz zeigen, dass Schmuck meist Bedeutung hat. Der Täufling bekommt ein goldenes Kettchen mit Engelsflügeln als Symbol für göttlichen Schutz, und die Enkelin trägt den alten Trauring ihrer Großmutter, damit sie über den Tod hinaus immer bei ihr ist. Der Verlobungsring mit dem blauen Stein – überreicht in einem ganz besonderen Moment – ist ein Eheversprechen und erwartet eines.
Ein Schmuckstück soll Übergänge im Leben markieren. Schmuck drückt Persönlichkeit und Zugehörigkeit aus. Schmuck hat fast immer Sinn und Bedeutung.
Schon vor über 100.000 Jahren begannen die Menschen, die als Nomaden in Südafrika oder der Sahara umherzogen, sich aus Muscheln oder Knochen Schmuck zu fertigen. Das verweist auf einen Sprung in der menschlichen Entwicklung: Über das rein zweckgerichtete Handeln hinaus entsteht erstmals symbolisches Denken. Es wurde etwas aus der Umwelt gestaltet, das jenseits eines praktischen Nutzens einen übergeordneten Sinn hatte. Denn die aus speziellen Muscheln gefertigten Ketten verwiesen damals auf die Zugehörigkeit zu einer Gruppe.
Ringe verleihen Kraft und Schutz
Die ältesten gestalteten Ringe, die von Archäologen gefunden und womöglich als Eheringe fungierten, waren gefertigt aus Mammut-Elfenbein. Die in Knochen eingeschnitzten oder später in Eisen und noch später in Gold gravierten Motive, die man auf Ringen fand, haben zu fast allen Zeiten eine magische Bedeutung gehabt. Eine Sphinx als Zeichen von Macht, ein Steinbock steht für Kraft. Siegelringe in Mykene und Ägypten waren mit religiösen Symbolen versehen. Viele hatten eine Schutzfunktion: Das Auge des Horus schützte in der der altägyptischen Mythologie vor dem Bösen. Und den eingearbeiteten Farbsteinen wurden die unterschiedlichsten Wirkungen zugeschrieben: Amethist gegen Trunksucht oder Lapis für erotische Manneskraft.
War ein Siegelring einst Erkennungszeichen der Oberschicht und Identifikation mit der Herkunft – heute ist er wieder ein Statement bei den Jungen: Ein großer Siegelring ist einfach ein schöner Schmuck für den Mann – selbst ohne graviertes Siegel.
Symbole der Unendlichkeit: Trauring und Verlobungsring
Die Vorstellung, aus Liebe zu heiraten ist in der Menschheitsgeschichte sehr jung. Das romantische Bild eines jungen Mannes, der auf die Knie fällt und mit einem Ring um die Hand der Geliebten anhält, entstand erst im frühen 19. Jahrhundert.
Lange Zeit war auch in Europa die Verlobung einer Frau oft Jahre vor dem heiratsfähigen Alter familiär arrangiert und von wirtschaftlichen Interessen gelenkt. Nicht selten wurden Heirats-Verträge von Heiratsvermittlern detailliert ausgehandelt. Denn die Mitgift, die die Braut in die Ehe brachte, sicherte nicht selten in Form von Geld den Bestand eines handwerklichen Betriebes oder sie erweiterte in Form von Ländereinen den Landbesitz von Adligen. So wurden im Adel auch Heiratsanträge über Landesgrenzen hinweg gemacht ohne dass sich das Brautpaar je persönlich getroffen hatte. Wie beispielsweise bei Anna von Kleve, die Heinrich der VIII von England zur Ehefrau auserkoren hatte. Der sogenannte Antragsring musste durch Wert und Schönheit begeistern, wurde er doch zumeist von einem Boten überbracht.
Ehering: Geschlossener Kreis als Symbol der Ewigkeit
Der Kreis verkörpert die unauflösliche Bindung zwischen den beiden Menschen. Bei den Griechen und Römern war der Trauring zunächst aus Eisen, später wurde er als Zeichen von Wohlstand aus Gold gefertigt. Dieser meist schlichte Ring wurde nur von den Frauen am Zeigefinger getragen, symbolisierte der doch Zugehörigkeit und war vor allem der Beweis für die Übergabe der Mitgift, die die Frau bei der Verlobung mitgebracht hatte. Somit war er auch ein Verlobungsring.
Im Spätmittelalter wurde dann in Europa schließlich offiziell zwischen dem Verlobungsringund dem Eheringunterschieden. Der Verlobungsring galt zunächst nur im Adel als Versprechen für die Ehe und konnte durch Gestaltung und Edelsteine beeindrucken. Der Trauring blieb hingegen klassisch in einer schlichten Form und besiegelte die Ehe vor Gott.
Der Verlobungsring auch heute das Symbol eines Versprechens
Heute sind Verlobungsringe in Europa beliebter denn je. Was noch in den 70er-Jahren als spießig oder altmodisch abgetan wurde, ist seit einigen Jahren ein absolutes Muss. Junge Frauen erwarten heute, dass Sie von ihrem zukünftigen Mann offiziell gefragt werden. Zu diesem Antrag gehört ein Verlobungsring, den sie stolz herzeigen möchte. Art, Größe und Wert sind dabei unterschiedlich.
Eine groß angelegte US-Werbekampagne Anfang der 60er-Jahre mit Marilyn Monroe machte den Diamanten zum „Freund der Mädchen“. Der Diamanthändler De Beers schaffte es, dass Ende der 60er-Jahre 80 Prozent der Verlobungsringe in den USA diamantbesetzt waren und die Welle schließlich nach Europa herüber schwappte.
Sehr beliebt ist heute der schlichte Solitärring, der aus Gelb-/Rosé- oder Weißgold oder Platin gefertigt einen einzigen hübschen Brillanten trägt. Auch zusätzliche kleine Brillanten in der Schiene sind gerne gesehen.
Ebenfalls beliebt sind klassische Verlobungsringe nach Art des englischen Königshauses: Sie ziert ein blauer Stein, der mit Brillanten umrahmt ist.
Wer es individueller mag, wählt auch einen Farbsteinring in grün, blau, pink oder rot – nach eigenen Ideen oder Vorschlägen der Goldschmied*innen in der Werkstatt gefertigt – ein besonderer Schwerpunkt beim Hofjuwelier am Marienplatz.
„In der Regel trägt die Frau bei uns den Verlobungsring links und den Trauring später rechts. Allerdings ist es heute auch gängig, beide Ringe zusammen an der linken Hand zu tragen – der Verbindung zum Herzen“, erklärt Sibylle Blessing. Sie berät junge Menschen auf der Suche nach Verlobungs- und Eheringen. Manch ein Brautpaar verrät ihr, dass schon Eltern oder gar Großeltern ihre Ringe bei Carl Thomass gekauft haben, schließlich ist das Traditionsgeschäft seit 175 Jahren eine Institution in München. Die Geschäftsfrau ist stolz, das kleine Traditionsunternehmen am Marienplatz gemeinsam mit Ihrem Mann in die Moderne führen zu dürfen. Mode, Schmuck und Menschen sind ihre Leidenschaft.
Exklusive Goldschmiedekunst in München am Marienplatz seit 1848
Werner Blessing ist passionierter Goldschmiedemeister, der seit über 30 Jahren kunstvolle Entwürfe zeichnet und traumhaften, handwerklich soliden Schmuck fertigt.
Für ihn ist das Finden und Auswählen von Edelsteinen für Schmuck eine der spannendsten Aufgaben. „Farbsteine sind Geschenke der Natur. Sie können so verführerisch sein, dass ich spontan nicht widerstehen kann“, schwärmt er. „Am Anfang ist oft der Stein, dann kommt die Idee für das Schmuckstück.“ In der Zwischenzeit sind für den Unternehmer andere Aufgaben nach vorne gerückt. Dabei legt er großen Wert auf saubere Lieferketten, Recycling und zuverlässige deutsche und italienische Partner, mit denen er schon lange zusammenarbeitet.
2020, mitten in der Pandemie haben die Blessings den alten Laden komplett saniert – eine mutige Geschichte. Aber der neue Look in blau und gelb ist gelungen. Der reduziert präsentierte Qualitätsschmuck soll auch eine jüngere Kundengruppe ansprechen. Sie erwartet ein besonderes Einkaufserlebnis.
Wo vorher die wertige Goldschmiedekunst hinter rotbraunen Schiebetüren verborgen blieb, ist sie heute dank einer offen eleganten Einrichtung der Blickpunkt. Von innen geht der Blick nun auch ungehindert hinaus auf den Marienplatz, der neue Laden verschmilzt so teilweise mit seinem historischen Standort.