Kriterien Farbedelsteine

Das Geheimnis der Farbedelsteine

Farbedelsteine lieben, heißt auch, Sinn für das Geheimnisvolle haben. Denn das Entstehen von Farbspiel und Leuchtkraft findet im tiefen Inneren der Erde statt. Hier walten Druckkräfte und hohe Temperaturen und verwandeln den Stein in einer wundersamen Metamorphose zu edlen Kristallen mit grenzenlosem Farbenreichtum. Hier lagern sie an entlegenen Stellen im afrikanischen Kontinent, in Südamerika oder Ceylon, bis sie gefunden und unter zum Teil schwierigen Bedingungen an die Erdoberfläche befördert werden. Die meisten Edelsteine sind vor mehr als einer Milliarde Jahre entstanden und schlummerten im oberen Erdmantel, bis sie durch gewaltige Vulkanausbrüche lange vor unserer Zeit weiter nach oben geschleudert wurden. Vom rohen Stein aus der Mine bis zum geschliffenen Farbwunder sind zahlreiche Schritte nötig, die zwei bis drei Jahre dauern können.

Farben, das wusste schon Goethe haben Bedeutung und Wirkung. Wie ein Wunder lösen bestimmte Farben bei Menschen Gefühle aus. Das sind nicht nur Entzücken aufgrund der Schönheit des Farbenspiels, sondern Gefühle mit Bedeutung. Von Jeher wurden Farben bestimmte Gefühle und Bedeutungen zugeordnet:

Orange steht für Optimismus und Gelb für Heiterkeit. Grün steht für Großzügigkeit und löst Ruhe und Entspannung aus. Rot steht für die Liebe und ist zugleich eine königliche Farbe ebenso wie Blau. Beide Farben finden sich in Kronen und Kronjuwelen der Welt. Zartes bis dunkles Blau steht auch immer für die Treue.

Farbedelsteine richtig einzuschätzen ist schwierig und benötigt jahrelange Erfahrung und ein geschultes Auge. Es gibt weniger Standards bei der Beurteilung der Steine wie beim Diamanten. Die wichtigsten Qualitätskriterien sind Farbe und die Transparenz. Dabei bringt ein professioneller Schliff die natürliche Schönheit erst zum Leuchten. Bei Farbedelsteinen ist der Begriff ‚augenrein‘ üblich. Er bedeutet, dass mit bloßem Auge keine Einschlüsse erkennbar sind. Solche unter dem Mikroskop erkennbaren Inklusionen sind ein Indiz für die Herkunft, aber vor allem für die Echtheit der Steine. Zusätzlich bestimmt nämlich die Kombination aus Herkunft und Seltenheit den Wert eines Steines. Zum Beispiel können Rubine aus Myanmar einen höheren Wert als Steine aus Thailand auf dem Markt erzielen.

Farbe und Leuchtkraft sind die Kriterien zur Bestimmung feiner Steine.

Ihre Farben entstehen durch die spezielle chemische Zusammensetzung. Die entscheidende farbgebende Rolle spielen vor allem Metalle und deren Verbindungen: Eisen erzeugt beispielsweise beim Saphir die Farbe Blau, Chrom beim Rubin die Farbe Rot. Schon feinste Farbunterschiede beeinflussen den Wert eines Steines. Bei fast jedem Stein gibt es zudem eine seltene und daher besonders begehrte Variante: Der rote Rhodolith als eine besonders schöne Form des Granats oder der pink­rote Rubellit aus der Gruppe der Turmaline sind Beispiele hierfür.

Beim genauen Hinschauen entdeckt man in Farbedelsteinen den „Fingerabdruck der Natur“.

Fast alle farbigen Edelsteine haben kleine Einlagerungen aus Mineralien oder Fremdkristallen. Sie machen den Stein lebhaft und einzigartig. Diese interessanten Wachstumsmerkmale, die man bei synthetischen Steinen vermisst, sind ein untrügliches Zeichen für die Echtheit und Natürlichkeit eines jeden Farbedelsteins. Generell gilt jedoch auch: Je transparenter ein Edelstein ist, desto wertvoller ist er. Denn aus der Transparenz ergibt sich seine leuchtende Kraft.

Was selten ist, wird begehrt. Das trifft auf den roten Rubin zu, denn er ist einer der kostbarsten Edelsteine. Auch Fundorte bestimmen den Wert. Denn je nach Erdbeschaffenheit variiert die Farbe. So sind zum Beispiel Smaragde mit ausgeprägt- blaustichigen Grün vor allem in Kolumbien zu finden. Der seltene honigfarbene Imperial-­Topas dagegen findet sich überwiegend im Südosten Brasiliens und die dunkelblau-leuchtenden Saphire in Kaschmir und Myanmar.

Seit der Antike dient „Carat“ als Maßeinheit für das Gewicht edler Steine. Dies ist das genaue Gewicht eines einzelnen Samens des Johannisbrotbaums, dem sogenannten Qirat. Da er immer gleich groß und mit 0,197 g gleich schwer ist, diente er als verlässliche vergleichende Gewichtseinheit. 1907 wurde das Carat mit 0,2 Gramm weltweit festgelegt.

Je größer ein Stein ist, desto seltener ist er in der Regel. Damit steigt sein Wert, auch im Zusammenhang mit den anderen Kriterien.

Erst kompetente Edelsteinschleifer bringen den rohen Stein zum Leuchten. Je nach Gewicht, Beschaffenheit und Farbe des Rohsteins entscheidet sich der Schleifer für eine bestimmte Schliffform. Das geschieht aufgrund von Erfahrungswerten und Fingerspitzengefühl. Grundsätzlich empfiehlt sich bei geringer Transparenz ein glatter Cabochonschliff. Bei hoher Transparenz entscheidet sich der Schleifer für eine Vielzahl an Facetten, um eine mannigfaltige Lichtbrechung und ein Feuerwerk der Farben zu erzielen.

Die wertvollsten Farbedelsteine sind auch die mit der größten Härte: Das sind die Korunde, Saphir und Rubin. Sie behalten ihren Glanz und schleifen sich durch das Tragen fast nicht ab. Bis heute gilt eine Härteskala, die vor über 150 Jahren vom Wiener Mineralogen Friedrich Mohs entwickelt wurde. Auf der Skala ordnete er die Edelsteine gemäß ihrer Härte von 1 bis 10 an. Der Diamant steht mit einer Härte 10 an der Spitze. Grundsätzlich gilt: Der jeweils härtere Stein kann den weicheren ritzen, gleich harte Steine ritzen einander nicht. Saphir und Rubin repräsentieren die Härte 9. Die Härte 6, der unter anderem der Mondstein zugeordnet ist, belegt die untere Grenze der Edelsteinhärteskala.

Eher weichere Steine wie Citrine (Härte 7) widersetzen sich der abschleifenden Wirkung winziger Quarzstäubchen nicht, sodass sie mit der Zeit schon an der Luft an Glanz verlieren und somit eine regelmäßige Politur benötigen.